Jülicher Straße muss für Radfahrende sicher werden
Verkehrsverbände fordern mehr Platz für den Radverkehr nach der anstehenden Deckensanierung.
Attraktive Radverkehrsanlagen, auf denen Radfahrende genügend Platz haben und nicht mehr zu eng überholt werden. Das fordern der Radentscheid Aachen, die Verkehrsverbände ADFC Aachen/Düren, VCD Aachen-Düren, „Fahrradfreundliches Haaren“ und Uni.Urban.Mobil. (U.U.M.).
Am 20. April berät der Mobilitätsausschuss über die anstehende Fahrbahnsanierung der Jülicher Straße zwischen Blücherplatz und Hansemannplatz. Die Verwaltung hat eine Planung vorgelegt, bei der die Gehwege und die Bordsteine nicht verändert werden, da es sich um eine reine Sanierung handeln soll. Die Radfahrstreifen sollen marginal breiter werden als bisher, die Kfz-Fahrstreifen dagegen schmaler.
Damit geben sich die Verkehrsgruppen nicht zufrieden. „Heute erleben viele Radfahrende, dass sie auf der Jülicher Straße viel zu eng überholt werden. Die Planung wird an dieser Gefährdung nicht wesentlich etwas ändern,“ zeigt sich Ben Jansen vom ADFC und Team Radentscheid überzeugt. Er verweist zum einen darauf, dass die beiden Kfz-Fahrstreifen stadtauswärts jeweils nur 2,75 m breit sein sollen. Stadteinwärts soll ein überbreiter Fahrstreifen mit 5,25 m Breite angelegt werden. „Die Erfahrung zeigt, dass bei einer derart engen Verkehrsführung fast niemand mit dem Kfz beim Überholen von Radfahrenden den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,50 m einhält“, erklärt Ralf Oswald vom VCD. „Wenn beispielsweise rechts auf dem Parkstreifen ein breiter Transporter steht und man gleichzeitig links von einem Lkw überholt wird, kann dies auf dem Fahrrad ein mulmiges Gefühl verursachen“, berichtet Günter Mänz von den Haarener Fahrradfreunden von einschlägigen Erfahrungen.
Die Forderung der Verbände lautet: Radfahrstreifen auf 2,30 m verbreitern, eine Schutzzone zum Kfz-Verkehr markieren und überall, wo es möglich ist, bauliche Trennelemente zu benutzen. Zu den Parkplätzen soll es einen Sicherheitstrennstreifen von mindestens 0,75 m geben. Zur Gewinnung des erforderlichen Platzes sehen sie zwei Möglichkeiten: entweder stadteinwärts nur einen Kfz-Fahrstreifen anlegen oder die Parkplätze auf der Nordseite zur Radverkehrsanlage umbauen. Diese Lösungsvorschläge wurden in der vergangenen Woche der Verwaltung und den Politiker:innen im Mobilitätsausschuss zugesandt.
Die vollständige Stellungnahme können Sie unter folgendem Link abrufen:
https://aachen.adfc.de/artikel/stellungnahme-zur-juelicher-strasse
Mit einem grundlegenden Umbau der Jülicher Straße ist aktuell erst mit der Einführung der Regiotram in 10 bis 15 Jahren zu rechnen. So lange wollen die Verkehrsverbände allerdings nicht warten, weil die Mobilitätswende schnelle und spürbare Fortschritte braucht. Die geplante Rad-Vorrang-Route von Haaren, die parallel zur Jülicher Straße entlang der Wurm verlaufen soll, begrüßen sie.
Keinesfalls könne sie jedoch ein gleichwertiger Ersatz für gute Radverkehrsanlagen an der Jülicher Straße sein. Dort wurden schon 2017 ca. 3.200 Radfahrende/Tag gezählt, was den höchsten Zählwert aller Querungsmöglichkeiten des Alleenrings darstellte. „An der Jülicher Straße wohnen viele Menschen und es gibt viele Geschäfte. Sie gehört zu vielen wichtigen Verbindungen dazu, beispielsweise von Haaren in die nördliche Innenstadt.“, erläutert Joshua Noeske von U.U.M.
In dieser Lösung sehen die Verkehrsgruppen gleichzeitig einen wichtigen Beitrag, bei der Umsetzung des Radentscheids an Tempo zu gewinnen. Gerade auch in Hinblick auf die zukünftige Sperrung der Autobahn 544 braucht es sichere Radverkehrsanlagen, die den Radverkehrsanteil steigern, denn gute Radverkehrsanlagen haben eine höhere Kapazität. Jeder Mensch, der jetzt bereits Fahrrad fährt, wird bei der gesperrten Brücke nicht im Stau stehen und nimmt Last von den Straßen.