Radfahrende auf der Autobahn zur ADFC-Sternfahrt Berlin

Tausende Menschen bei der ADFC-Sternfahrt Berlin © ADFC | Deckbar

Ein Konzept für alle – für eine lebenswerte und starke Innenstadt.

Offener Brief zur Innenstadtmobilität

Die Aachener Innenstadt hat für viele eine wichtige Bedeutung. Hier leben Menschen, gehen zur Schule oder Arbeit, zum Arztbesuch oder zum Einkaufen, treffen sich gerne auf Plätzen oder in Restaurants und Cafés, besuchen Veranstaltungen oder lassen einfach die Seele baumeln. Sie versorgen auch andere Menschen, unterstützen sie u.a. durch Pflege, beliefern den Handel oder haben hier ein Unternehmen. Alle machen die Stadt bunt und lebendig.

Für all diese und viele weitere Aktivitäten sind die Menschen “unterwegs“ und bewegen sich, manchmal schnurgeradaus, manchmal kreuz und quer. Sie gehen zu Fuß, fahren z. B. mit dem Rollstuhl, dem Rad, dem Bus, dem Roller oder dem Auto. Aber nicht immer funktioniert das Zusammenspiel heute gut. Manche Eltern bringen z. B. ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Schule, weil es ihnen zu gefährlich ist, wenn die Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Lieferwagen oder Pflegedienste müssen in zweiter Reihe parken, weil die Parkplätze am Straßenrand besetzt sind. Die Potenziale einst malerischer Straßen und Plätze werden durch Lärm und Abgase massiv beeinträchtigt, so dass man sich hier nicht für Kaffee und Kuchen nach draußen setzen möchte. Der Stadt fehlt genug Grün und Schatten.

Es gibt also die unterschiedlichsten Ansprüche, der Platz in unserer Innenstadt ist aber begrenzt. Der vorhandene Raum lässt es in vielen Straßen heute nicht zu, dass alle dort wirklich gut und sicher unterwegs sein können. Gerade Menschen mit Kinderwagen, Rollatoren oder Rollstühlen können viele Stellen der Innenstadt nicht gut erreichen. Gehwege sind vielerorts zu schmal, Platz für Radwege und Außengastronomie ist oft wenig oder keiner vorhanden. Hierunter leiden auch die Aufenthaltsqualität und die Möglichkeiten zum Einkaufsbummel. Der mit großer politischer Mehrheit verfolgte Ansatz, den Grabenring zum Radverteilerring aufzuwerten, kann ohne Anpassungen nicht umgesetzt werden. Straßenerweiterungen stellen keine Lösung dar – niemand wünscht sich den Abriss historischer Gebäude. Eine effiziente Raumnutzung und eine breitere Verkehrsberuhigung sind daher der Schlüssel.

Wir brauchen deshalb ein neues Konzept für Aachen. Den von Politik und Verwaltung vorgeschlagenen Plan für die Erschließung der Innenstadt sehen wir als grundlegenden und erfolgversprechenden Lösungsansatz für ein besseres Miteinander. Die Bereiche innerhalb des Alleenrings werden in fünf Zonen eingeteilt. Jede Zone ist mit allen Verkehrsmitteln erreichbar. Zu Fuß, mit dem Rad und dem Bus kann man zwischen den Zonen auf direkten Wegen unterwegs sein. Mit dem Pkw/Lkw erreicht man jede Zone sowie jede Adresse innerhalb dieser Zonen einschließlich aller Parkhäuser über jeweils eine Schleife vom Alleenring aus. Damit werden die Straßen in der Innenstadt entlastet und können zu Fuß, mit dem Rollstuhl, dem Fahrrad und dem Bus besser und sicherer genutzt werden. Der Grabenring kann als Radverteilerring umgestaltet werden und die entstehenden Radvorrangrouten aus den Außenbezirken in die Innenstadt gut miteinander verknüpfen. Die Aufenthaltsqualität steigt und fördert Außengastronomie und Einzelhandel.

Dieser Ansatz hat sich bereits in vielen anderen europäischen Städten, wie zum Beispiel Gent, bewährt. In Gent kommen seitdem mehr Menschen in die Stadt als vorher. Geschäfte haben mehr Kund*innen, weil es entspannter ist, sie zu erreichen. Diese reisen deutlich seltener mit dem Auto an. Der Busverkehr ist ohne zusätzliche Busspuren schneller und pünktlicher als vorher. Insgesamt ist die Stadt ruhiger und lebenswerter geworden sowie die Verkehrssicherheit hat sich für alle verbessert.

Wir begrüßen es, dass dieses Konzept für Aachen jetzt verwirklicht werden soll. Unsere Innenstadt braucht eine Aufwertung für alle. Wir bitten darum, im Konzept die Bedürfnisse insbesondere von Kindern, älteren Menschen und Menschen mit Behinderung im Straßenverkehr zu berücksichtigen. Wir fordern die Verwaltung auf, das stimmige Konzept im Detail zu planen, gut zu kommunizieren und zügig umzusetzen.

 

Unterzeichnende Organisationen:

  • Verkehrsclub Deutschland (VCD) Kreisverband Aachen-Düren
  • ADFC Aachen/Düren e.V.
  • Radentscheid Aachen
  • Uni.Urban.Mobil. e.V.
  • Projektwerkstatt "Fahrradfreundliches Brand"
  • ADFC – Stadtteilgruppe Eilendorf
  • Fahrradfreundliches Haaren e.V.
  • Runder Tisch Klimanotstand Aachen
  • Greenpeace Aachen
  • Klimaentscheid Aachen
  • Aachener Baumschutzbund
  • Psychologists For Future e.V., RG Aachen
  • Cradle to Cradle, Regionalgruppe Aachen
  • OeViAc e.V.
  • BI Luisenhöfe Aachen

https://aachen.adfc.de/pressemitteilung/offener-brief-zur-innenstadtmobilitaet

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