Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Aachen/Düren e. V.

Die Landesvorsitzenden des ADFC NRW, Axel Fell und Rebecca Heinz, stellen die Ergebnisse des Fahradklima-Test 2022 für NRW vor. © ADFC NRW

NRW-Ergebnisse Fahrradklima-Test 2022

Pressemitteilung

Düsseldorf, 24.April 2023

Nr.14/2023

ADFC-Fahrradklima-Test 2022
Viel Licht – aber auch viel Schatten: Noch ein langer Weg für Nordrhein-Westfalen zum Fahrradland Nummer 1

Der ADFC-Fahrradklima-Test feiert mit Rekordzahlen sein zehnjähriges Jubiläum. Rund 245.000 Menschen – so viele wie noch nie zuvor – stimmten bei der Umfrage zur Zufriedenheit von Radfahrerinnen und Radfahrern ab. Dabei bewerteten allein in NRW 62.000 Menschen (davon rund 17 Prozent ADFC-Mitglieder) das Fahrradklima in ihrer Stadt und vergaben dafür Schulnoten. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die 25 fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands ausgezeichnet, darunter zehn Städte aus NRW. Doppelte so viele wie beim letzten Mal vor zwei Jahren.

Münster (Note 3,0) holt sich den ersten Platz bei den Städten über 200.000 Einwohner:innen zurück. Der Sonderpreis fürs Radfahren im ländlichen Raum geht an Wettringen (Note 2,0) im Kreis Steinfurt. Bocholt (3,09) und Meckenheim (2,58) landeten auf Platz 2.
Coesfeld (3,05) ist zum ersten Mal beim FKT auf dem Siegertreppchen und erreichte wie Reken (2,37) in ihrer nach Einwohnerzahl unterteilten Kategorie den dritten Platz. Als „Aufsteiger“ werden Bonn (3,8), Köln (4,24), Bad Honnef (3,6) und Neuenkirchen (2,89) prämiert.

Die Landesvorsitzenden des ADFC NRW, Rebecca Heinz und Axel Fell, die den Verband als Doppelspitze leiten, freuen sich über die guten Ergebnisse, sehen aber überwiegend noch viel Luft nach oben.
Rebecca Heinz sagt: „Wir sehen, dass Städte, die mit Mut auch gegen Widerstände den Radverkehr gefördert haben, dafür belohnt wurden. Und wir sehen auch, wie wichtig es ist, dass sich die Stadtspitze persönlich stark macht für nachhaltige Mobilität. Denn die Förderung des Radverkehrs sollte Chef:innensache sein.“

Die fünf am besten und am schlechtesten bewerteten Großstädte in Deutschland

Bei den fünf am besten bewerteten Großstädten in Deutschland ist nur Münster mit der Note 3,0 vertreten. Von den fünf am schlechtesten bewerteten Großstädten sind vier in NRW. Duisburg und Krefeld mit 4,5 und Hagen und Remscheid mit 4,6. In der Kategorie der Städte 50.000 – 100.000 Einwohner landete Lüdenscheid erneut auf dem letzten Platz mit einem Mangelhaft (5,2). In allen sechs Ortsgrößenklassen landeten NRW-Städte im bundessweiten Vergleich auf dem letzten Platz oder zumindest ganz unten: Essen (Platz 14 von 14), Krefeld (26/26), Remscheid (40/40), Lüdenscheid (113/113) Schwelm (442/447) und Altena mit Platz 472 von 474.

NRW nur Note „ausreichend“  

Der Landesvorsitzende Axel Fell sagt: „NRW nennt sich das Fahrradland Nummer 1, wurde aber mit der Schulnote 3,9 benotet. Im Vergleich zur letzten Bewertung vor zwei Jahren treten wir noch immer auf der Stelle. Das ist sehr unbefriedigend, denn die Menschen wollen Fahrrad fahren. NRW muss endlich das Potential des Fahrrads ausschöpfen. Die zügige Umsetzung des Aktionsplans zum ersten Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz und der im Gesetz für dieses Jahr angekündigte Bedarfsplan für Radschnellverbindungen in der Baulast des Landes könnten die Förderung des Radverkehrs in den Kommunen entfesseln.“

Fahrrad weiter sehr beliebt 
Ob in Großstädten oder auf dem Land: Immer mehr Menschen setzen im Alltag aufs Fahrrad, das zeigen Umfragen wie der ADFC-Fahrradklima-Test oder der Fahrrad-Monitor Deutschland. Mehr Radfahrende brauchen mehr Platz. Vor allem in den Großstädten sind immer mehr Lastenräder unterwegs. Ihr Anteil am Radverkehr in den Metropolen lag 2022 bei 6,7 Prozent. Breite und regelgerechte Radwege werden deshalb immer wichtiger – das sorgt für mehr Sicherheit und mehr Komfort beim Fahren. Die Radwege in ihrer Kommune finden vier von fünf Befragten oft zu schmal (Note 4,7). Auch die Führung von Radwegen an Baustellen (4,7) und die Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen (4,7) bekommen schlechte Gesamtnoten. Negative Bewertungen gab es wie in den letzten Jahren auch für das Sicherheitsgefühl im Straßenverkehr (Note 4,3).

Die höchsten Zufriedenheitswerte gab es beim ADFC-Fahrradklima-Test 2022 für die schnelle Erreichbarkeit von Stadtzentren (Note 2,7), die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung (2,7) sowie die Möglichkeiten zum zügigen Radfah­ren (3,1).

Bürger:innen wollen mehr und bessere Fahrradinfrastruktur

Die Landesvorsitzende Rebecca Heinz sagt: „Dass die Menschen mehr und bessere Radinfrastruktur wollen, zeigt sich auch beim Blick in die Bewertung der Städte mit Radentscheid. Hier wird registriert, dass in Bonn und Aachen inzwischen mehr für die Fahrradförderung getan wird. In anderen Städten wie Bochum oder Kaarst spüren die Teilnehmer keine Verbesserungen. In Marl zum Beispiel bemängeln die Teilnehmer das schleppende Tempo der Umsetzung und den weiterhin schlechten Zustand vieler Radwege. Die Radentscheid-Stadt Essen landete diesmal sogar auf dem letzten Platz aller großen Städte über 500.000 Einwohner in Deutschland.“

Aufholer:

In der Kategorie Aufholer wurden Städte ausgezeichnet, bei denen sich im Vergleich zum letzten ADFC-Fahrradklima-Test am meisten getan hat. Die stärksten Aufholer in ihrer jeweiligen Ortsgrößenklasse sind: Köln (von 4,4 auf 4,2), Bonn (von 4,2 auf 3,8), Bad Honnef (von 4,5 auf 3,6) und Neuenkirchen im Kreis Steinfurt (von 3,4 auf 2,9).

Der ADFC-NRW-Vorsitzende Axel Fell sagt: „Diese Städte zeigen, wie es anders geht und dass sich Fahrradförderung lohnt. Denn schon einfache Maßnahmen wie eine gute und zügige Erreichbarkeit des Stadtzentrums, die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung, die Kontrolle von Falschparkern und Winterdienst bringen sofort spürbare Verbesserungen.“ 

Weitere Maßnahmen, die von den Teilnehmenden als Zeichen guter Fahrradförderung bewertet wurden, sind eine leicht verständliche alternative Wegführung für Radfahrende an Baustellen, Fahrradverleih und öffentliche Räder.

Fazit:
Der ADFC NRW sieht in vielen Orten in NRW noch Nachholbedarf. Die gute Nachricht: Jede Kommune, jede Stadt und Gemeinde kann fahrradfreundlich werden – und das ganz schnell. Für alle, die ihre Stadt fahrradfreundlich machen wollen, hat der ADFC eine hilfreiche Toolbox zusammengestellt. Hier finden sich Werkzeuge, Konzepte und Denkanstöße für mehr Fahrradfreundlichkeit vor Ort:
www.adfc.de/toolbox

Die Ergebnisse der ausgezeichneten NRW-Städte im Überblick:

  • unter 20.000 Einwohner: Wettringen (Note 2,00) erreichte Platz 1, Reken 2,37 (Platz 3.
  • 20.000 – 50.000 EW: Meckenheim (Note 2,58) erreichte Platz 2. 
  • 50.000 – 100.000 EW: Bocholt (Note 3,09) Platz 2
  • 100.000 – 200.000 EW: -  
  • 200.000 – 500.000 EW: Münster (Note 3,04) Platz 1
  • mehr als 500.000 EW: -

    Aufholer:
  • Köln verbesserte sich von Note 4,4 auf 4,24 und kletterte vom letzten Platz 14 auf 12.
  • Bonn verbesserte sich von Note 4,2 auf 3,8 und wechselte von Platz 14 auf 6.
  • Bad Honnef verbesserte sich von 4,5 auf 3,6.
  • Neuenkirchen kam von Note 3,4 nun auf 2,89 und machte einen beachtlichen Satz von Platz 64 auf Platz 8.

Weitere Informationen zum Fahrradklima-Test und die Einzelergebnisse der Städte in Ihrem Verbreitungsgebiet finden Sie unter ADFC-Fahrradklima-Test - Ergebnisse

Wenn Sie Ansprechpartner für in Ihrer Region wünschen, kontaktieren Sie die NRW-Pressestelle.

Über den ADFC NRW
Der ADFC NRW e.V. ist mit mehr als 56.000 Mitgliedern der größte Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. In 37 Kreisverbänden und rund 100 Ortsgruppen sind wir vor Ort aktiv. Wir setzen uns für eine umweltfreundliche Verkehrspolitik ein, fahren gemeinsam Touren und beraten in allen Fragen rund um das Fahrrad. Als Landesverband werben wir in Politik, Ministerien und Verbänden für eine Verkehrspolitik, die die Potentiale des Fahrrades ausschöpft. Dabei steht die Entwicklung einer umfassenden Radverkehrsinfrastruktur im Mittelpunkt: ein einheitliches Radverkehrssystem für Alltags-, Freizeit- und Urlaubsradfahrer*innen mit hohen Qualitätsstandards und guten Serviceeinrichtungen.

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