ADFC zum Radschnellweg 4
Im Rahmen der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung nach §25 (3) VwVfG
Der ADFC Aachen/Düren bedankt sich für die umfangreichen Ausführungen zur Linienführung des Radschnellwegs 4 Euregio. Wir halten dieses Projekt für unverzichtbar: Zwi-schen Aachen und Herzogenrath (Kohlscheid) finden täglich 32.000 Fahrzeugbewegungen statt, die regelmäßig zur Überlastung der in Kohlscheid nicht erweiterbaren MIV-Infrastruktur führt. Wir gehen davon aus, dass mehrere tausend Pendler*innen täglich aufs Rad umsteigen werden.
Uns ist bewusst, dass für die Führung des Radschnellwegs außerhalb der Ortslagen Landschaftseingriffe und Flächenversiegelungen notwendig sind. Wir begrüßen es, dass im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie Schutz-, Ausgleichs- und Lebens-raumverbesserungsmaßnahmen eingeplant wurden. Wir sind der Überzeugung, dass das Projekt sich aufgrund der Verlagerungswirkung weg vom motorisierten Individualverkehr hin zum Fuß- und Radverkehr unter dem Strich klar positiv auf den Umwelt- und Klimaschutz auswirkt.
Der ADFC begrüßt nach umfangreicher Diskussion vollumfänglich die Vorzugsvariante zur Linienführung des Radschnellwegs von Straßen.NRW und der Städteregion Aachen. Sie stellt unter den gegebenen Voraussetzungen die beste Linienführung für den Radschnellweg dar und wird die meisten Pendler*innen aufs Rad locken. Das vorhandene Potenzial für einen Radschnellweg muss daher unbedingt genutzt werden.
Alle anderen Linienführungen ergeben aus unserer Sicht hingegen nur sehr wenig Sinn.
Im Nachfolgenden erläutern wir dies aus der Sicht ab Aachen in Fahrtrichtung Herzogenrath:
I.C.1 + .2
Eine alternative Routenführung über die Pontstraße bzw. Malteserstraße halten wir aus Sicht des Radverkehrs für ungeeignet. Diese Strecke eignet sich aus unserer Sicht zum einen aufgrund des starken Busverkehrs nicht, zum anderen ist dieser Block in der Auto-Poser-Szene extrem beliebt und zu den Abendzeiten hochfrequentiert – somit brandgefährlich für Radler*innen. Die Vorzugsvariante wird bereits heute von Studierenden hoch frequentiert.
I.A Führung über Henricistraße und Roermonder Straße (zwischen Henricistraße und Tittardsfeld)
Wir finden es richtig, dass die ursprüngliche Variante I.A verworfen wurde. Auch wir halten eine Führung über die Henricistraße für völlig ungeeignet, nicht nur wegen des Schwerlastverkehrs, sondern auch weil es ein Schleichweg ist, um mit dem Pkw Staus auf der Roermonder Straße auszuweichen. Aufgrund der Bedeutung für das Industriegebiet hätten wir hier keine Möglichkeit gesehen, wie man Schleichverkehre sinnvoll hätte unterbinden können.
Ebenso stimmen wir zu, dass eine Führung auf der Roermonder Straße in Laurensberg nicht mit den Standards für Radschnellwege des Landes NRW vereinbar ist. Die starke Steigung ab der Schlossparkstraße stadtauswärts macht diese Route zum Pendeln sehr unattraktiv. Wegen der hohen Unfallgefahr durch starke Geschwindigkeitsunterschiede am Gefälle sollte man hier keinen Beidrichtungsradweg einrichten. Somit wären zwei Einrichtungsradwege à 3,00 m notwendig, die dort allerdings nicht realisierbar sind. Zudem stellt die Unterführung unter der Bahn eine gefährliche Engstelle dar.
I.C.3 + I.C.4
Diese Variante gefährdet aus unserer Sicht die direkte Routenführung und würde so auch nicht für eine Landesstraße angewandt werden.
Ri. II
Hierfür müsste zusätzlich an der Roermonder Straße eine Wegeanbindung für die RVR Horbacher Straße geschaffen werden. Zusätzlich fehlt in dieser Variante die umwegfreie Anbindung an die
Berensberger Straße und an die Horbacher Straße.
Ri. I
Eine direkte Bahnsteiganbindung bietet keinen Mehrwert für den Fahrradpendelverkehr, der diesen Bahnsteig nutzen könnte, da dann wahrscheinlich der Platz für angemessene Fahrradabstellanlagen fehlt. Zusätzlich dazu müssten hierfür Teile von Gebäuden abgerissen werden und für den Radverkehr wäre die Ortsmitte unerreichbar. Eine adäquate Radverkehrsanlage inklusive einer Querungsmöglichkeit für den Radschnellweg müsste an der Roermonder Straße dennoch gebaut werden. Ausreichend Parkplätze zur dortigen Erreichbarkeit per MIV stehen aus unserer Sicht z.B. in der Straße „Rathausplatz“ zur Verfügung.
II.A.2 + .3 + .4 + .5 + .6
Diese Verbindung würde den Radschnellweg am Ortsrand von Kohlscheid-Bank führen und somit eine deutlich geringere Anzahl Menschen an den Radschnellweg anbinden als die Vorzugsvariante, welche mitten durch Kohlscheid führt.
II.B Führung über die Roermonder Straße in Kohlscheid
Wir stimmen zu, dass die Roermonder Straße in Kohlscheid keine tragbare Alternative darstellt, da dieser Straßenzug bereits heute chronisch überlastet ist. Die wenigen vorhandenen Grünflächen müssten bei einem Ausbau zum Radschnellweg größtenteils entfallen, es würde nur ein grauer, stark versiegelter Straßenraum verbleiben.
II.C.3 + .5
Während diese Verbindungen aufgrund der kürzeren Distanz verlockend wirken, spielen hier die LSAs bei .3 bzw. bei .5 eine deutlich größere Rolle. Besonders an der Kreuzung Roermonder Straße/Kircheichstraße bietet die Kreuzung aktuell bereits aufgrund der Überlastung durch Kfz minimale Querungszeiten und damit auch lange Wartezeiten für Fuß- und Radverkehr. Dass in der Vorzugsvariante dank einer Unterführung keine Wartezeiten anfallen, macht die längere Distanz wett.
III.A Führung entlang der Neustraße/Nieuwstraat, EBC und der Aachener Straße
Diese planerisch bereits verworfene Variante wurde zuletzt von Gegner*innen des Radschnellwegprojekts in der Tagespresse erneut angesprochen. Wir als ADFC wollen klar Stellung gegen diesen Variantenvorschlag beziehen. Die Neustraße/Nieuwstraat eignet sich aufgrund von über 80 Zufahrten und Einmündungen nicht für einen Radschnellweg. Nach unserem Verständnis würden die Förderbedingungen hier zwei Einrichtungsradwege mit je 3,00 m Breite erfordern, was den Wegfall etlicher Parkplätze und fast aller Grünflächen zur Folge hätte. Zugleich müsste man die Führung des Radschnellweg Euregio fortan auch in den Niederlanden politisch legitimieren. Ohnehin eignet sich aber die Weiterführung in der Aachener Straße aufgrund der starken Steigung nicht für die Führung eines Radschnellwegs.
Führung bis hinter den Bahnhof Herzogenrath
Mit einer Fortsetzung des RS4 über den Bahnhof Herzogenrath hinaus bietet sich für die Zukunft eine Möglichkeit der Anbindung des Herzogenrather Ortsteils Merkstein, der Nachbarkommune Übach-Palenberg und auch dem niederländischen Eygelshoven.
Wir bitten darum, die Planung anhand der Vorzugsvariante fortzuführen, damit zügig die Umsetzungsphase beginnen kann. Der ADFC Aachen/Düren steht zur Begleitung der nächsten Leistungsphasen bis zur baulichen Umsetzung zur Verfügung.