ADFC-Statement zum Lenkungspunkt Karlsgraben
Der ADFC Aachen hat eine Presseanfrage des WDR zum Lenkungspunkt Karlsgraben erhalten und diese beantwortet.
Wie bewerten Sie die Verkehrsführung insgesamt?
„Die Einrichtung des Lenkungspunktes Karlsgraben ist ein bedeutender Schritt, um den Pkw-Durchgangsverkehr in der Innenstadt zu verringern. Das reduziert kurz- und langfristig Konflikte zwischen Autofahrenden und Radfahrenden und trägt zur Verkehrssicherheit bei. Insgesamt verbessert diese Maßnahme die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und ist ein klarer Gewinn für alle Verkehrsteilnehmenden.“
Ist die Situation teilweise gefährlich für Radfahrende?
„Die Maßnahme verringert das Gefährdungspotenzial, indem sie Konfliktsituationen reduziert, wie etwa am Alexianergraben, wo Radfahrende aufgrund der geringeren Verkehrsbelastung nun seltener zu dicht überholt werden. Auf den Fahrradstraßen können Radfahrende zudem ausreichenden Abstand zu parkenden Fahrzeugen halten, wodurch auch riskante Überholmanöver seltener werden. Letztlich bleibt das Verkehrsrisiko zwar bestehen, aber die Lage hat sich signifikant verbessert.“
Wo gibt es Verbesserungsbedarf?
„Für eine effektive Nutzung des Grabenrings als Radverteilerring müssen bestehende Lücken wie am Löher- und Alexianergraben baldig geschlossen werden. Die bisherigen Schutzstreifen verleiten zu zu engen Überholmanövern und beeinflussen die subjektive Sicherheit negativ. Das Potenzial des Radverkehrsnetzes kann erst mit durchgängig guten Radverbindungen voll ausgeschöpft werden.
Die beim Lenkungspunkt Karlsgraben gewonnenen Erkenntnisse sollten für die weiteren Planungen genutzt werden. Zudem wäre eine gezielte Beschilderung am Alleenring sinnvoll, um den Pkw-Verkehr besser zu leiten. Hier besteht ein wichtiger Handlungsbedarf, um die Wirksamkeit des Gesamtkonzepts zu stärken. “
Wie bewerten Sie insgesamt das Verkehrskonzept der Stadt zum Radwegeausbau
„Das Konzept der Innenstadtmobilität ist ein positiver Schritt, da es die Aufenthaltsqualität und Verkehrssicherheit erhöht, indem Pkw-Verkehr aus der Innenstadt verlagert wird. Das Ziel des Radverteilerrings ist es durch eine attraktive Routenführung auf dem Grabenring den Radverkehr aus der Altstadt heraus zu ziehen. Gleichzeitig bleibt die Erreichbarkeit aller Bereiche auch mit dem Auto gewährleistet, was einen fairen Kompromiss darstellt. Der Radwegeausbau am Alleenring und außerhalb der Innenstadt schreitet ebenfalls voran, etwa durch neue geschützte Radfahrstreifen an Hauptstraßen. Wichtig ist nun, verbliebene Lücken, wie etwa an der Turmstraße vor dem Audimax, zu schließen, um das Radwegenetz zu vervollständigen. Das Verkehrskonzept hat eine klare Richtung, die mehr Sicherheit und Komfort für Radfahrende fördert. Gleichzeitig werden aber auch immer die Belange aller Verkehrsteilnehmenden abgewogen und entsprechend der jeweiligen Ausgangssituation und Zielvorstellung Kompromisse getroffen.”
Fazit ADFC:
“Die Akzeptanz des neuen Lenkungspunktes ist bereits hoch – auch wenn vor Ort subjektiv noch viele Verstöße gegen die Fahrtrichtung oder die Nutzung der Radfahrstreifen beobachtet werden. Indirekte Effekte, wie die Verlagerung des Kfz-Verkehrs auf alternative Routen im Sinne des Konzeptziels, bleiben dabei oftmals unberücksichtigt.
Der Radverkehrsanteil steigt bereits und wird es in der nächsten Zeit auch weiterhin. Spätestens im Frühjahr 2025 wird der Radverkehr nochmal deutlich ansteigen, dies wird auch begünstigt durch die Einrichtung weiterer Lenkungspunkte.”
Transparenzhinweis:
Der WDR stellte dem ADFC eine Deadline von fünf Stunden (Anfrage um 08:15 Uhr) während der üblichen Arbeitszeiten. Der ADFC hat die Anfrage aufgrund seiner ehrenamtlichen Struktur erst abends mit o.g. Statement beantwortet und wurde im Artikel nicht berücksichtigt, obwohl dieser anders als in der Deadline angegeben am Folgetag (14.11.) erschien.
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