Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Aachen/Düren e. V.

Offener Brief: Verkehrspolitik braucht klare Konzepte

Offener Brief des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Aachen an CDU Oberbürgermeisterkandidat Michael Ziemons, die CDU Aachen und die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Aachen

Sehr geehrter Herr Ziemons,
sehr geehrte Frau Lürken,
sehr geehrte Frau Breuer,
sehr geehrte Damen und Herren der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Aachen,

mit großer Aufmerksamkeit haben wir Ihre Äußerungen zur Verkehrsführung am Karlsgraben und zur allgemeinen Verkehrspolitik in Aachen verfolgt. Sie kritisieren die aktuelle Umsetzung des Lenkungspunkts als „Schleifen-Chaos“ und sprechen von einer „schlechten Umsetzung einer schlechten Idee“. Dabei möchten wir darauf hinweisen, dass die Idee des Radverteilerrings und die Unterbindung von Schleichverkehr auf Konzepten beruhen, die auch von Ihrer Fraktion unterstützt und mitentwickelt wurden:

Umso mehr verwundert uns, dass Sie nun die Umsetzung kritisieren und wieder abschaffen wollen, ohne konkrete Alternativen vorzuschlagen. Besonders irritierend ist, dass Herr Ziemons als Oberbürgermeisterkandidat der CDU angekündigt hat, die Schleifenlösung gänzlich abzuschaffen – eine Position, die offenbar ohne ein tragfähiges Ersatzkonzept vertreten wird. Angesichts des Ziels der CDU, bei der nächsten Kommunalwahl stärkste Kraft zu werden und den Oberbürgermeister zu stellen, erwarten wir von Ihrer Partei ein Höchstmaß an Verantwortung und Gestaltungswillen. Als Partei, welche eine Gestaltungsmehrheit anstrebt, genügt es aus unserer Sicht nicht, pauschal Kritik zu üben.

Ihre Forderung, zunächst den ÖPNV und P+R auszubauen, bevor der motorisierte Verkehr in der Innenstadt eingeschränkt wird, klingt vordergründig vernünftig, verkennt jedoch die Dynamik und Notwendigkeit echter Veränderung. Wer immer nur auf den "nächsten Schritt" wartet, verhindert, dass überhaupt Bewegung entsteht. Die spürbare Reduktion des MIV schafft bereits jetzt auf dem westlichen Grabenring genau den Raum, den es braucht, um Busse pünktlich fahren zu lassen, Radwege sicher zu gestalten und Fußwege aufzuwerten. Auch ÖPNV und P+R werden attraktiver, wenn das Ziel – eine autoarme Innenstadt – deutlich und sichtbar wird. Mutige Schritte führen zu echter Transformation, nicht das Zögern. Wer auf perfekte Bedingungen wartet, bevor man handelt, wird nie handeln – Aachen braucht mutige Schritte statt Stillstand in Warteschleifen.

Daher bitten wir Sie, möglichst kurzfristig (bis Mitte Juni 2025) der Öffentlichkeit ein konkretes Konzept für die Verkehrsführung am Lenkungspunkt Karlsgraben vorzulegen. Denn: Sollten Sie den Lenkungspunkt zurücknehmen wollen, erfordert dies eine grundsätzliche planerische Neubetrachtung der damit zusammenhängenden Abschnitte. Das Konzept sollte folgende Punkte berücksichtigen:

  1. Verkehrssicherheit: Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um die Sicherheit auf dem westlichen Grabenring zu erhöhen?
  2. Mobilitätswende: Wie wollen Sie den westlichen Grabenring für diejenigen attraktiver machen, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV unterwegs sind?
  3. Schleichwege: Wie wollen Sie Kfz-Durchgangsverkehre innerhalb des Alleenrings vermindern?

Wir erwarten, dass Ihr Konzept die Balance zwischen kurzfristigen Umsetzungen und langfristigen Zielen aufzeigt, dabei aber den aktuellen Herausforderungen gerecht wird. Als ADFC setzen wir uns vor Ort dafür ein, dass Aachen eine Stadt wird, in der Mobilität sicher, nachhaltig und fair für alle Verkehrsteilnehmenden gestaltet ist. Wir stehen Ihnen daher für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung und erwarten gerne einen entsprechenden Terminvorschlag für ein erstes Gespräch, um Ihre Ideen zu diskutieren und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Für das Referat Radverkehrsplanung
Ben Jansen, Vorsitzender
Patrick Hof
ADFC Aachen/Düren e.V.

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https://aachen.adfc.de/artikel/offener-brief-lenkungspunkt-cdu

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